Wer hört heutzutage eigentlich noch ganze Platten? Wir. Weil wir davon überzeugt sind, dass sich die Auseinandersetzung mit einem zusammenhängenden musikalischen Werk lohnt. Weil wir uns nicht von Algorithmen und dem Playlist-Lobbyismus vorschreiben lassen wollen, welches Lied zu welcher Situation passt. Weil gute Musik unsere volle Aufmerksamkeit verdient und ein gutes Album eine unschlagbare atmosphärische Dichte besitzt.
Der Diskurs über Musik ist zunehmend geprägt von kontrovers zugespitzten Veröffentlichungen, die jenseits von Kritikerkreisen kaum wirklich angehört werden. Auf der anderen Seite erobern Mood-Playlists den Konsumbereich: Für jede Situation wollen die Streaming-Dienste den passenden Soundtrack zusammengestellt haben. Durch die Zerstückelung und Instrumentalisierung bleibt aber die Beziehung zu den musikschaffenden Menschen und ihren Werken meistens auf der Strecke, wir hören der Musik nicht mehr wirklich zu und degradieren sie zum emotionalen Begleitkaugummi unseres Alltags.
Dabei steckt in vielen Alben das gesammelte Herzblut aus ein paar Lebensjahren. Hinter der auf den ersten Blick vielleicht eher zufällig wirkenden Aneinanderreihung von Songs verbergen sich ein aufreibendes Leben auf Tour, kostspielige Aufenthalte im Studio und prekäre Lebensverhältnisse. Aber es gibt auch tiefe Freundschaften, euphorische Erlebnisse und die große Liebe. Im Idealfall entstehen daraus nicht nur zehn Songs, von denen es ein paar auf die ein oder andere Playlist schaffen, sondern eine Tür in eine andere Welt. Dass für diese immersive Qualität keine radikalen Experimente notwendig sind, haben die ganz Großen vorgemacht, deren legendäre Platten heute wieder in großer Zahl über die Theken der Elektronikmärkte gehen.
Die gute alte Zeit, in der alle aufmerksam die neue Platte von Pink Floyd oder Fleetwood Mac von A bis Z durchgehört haben, hat es so vermutlich nie gegeben. Vielmehr war es damals einfach schick, eine amtliche Plattensammlung zu besitzen. Ein Großteil der Konsumenten war genauso von der Willkür des Radios abhängig wie die heutige Generation von Playlists. Und dennoch kann man einiges aus diesem „langen Jahrzehnt der Popmusik“ lernen, das Ende der Sechziger begann und bis Anfang der Achtziger andauerte. Denn damals gab es noch reihenweise Kritiker, denen großes Vertrauen entgegengebracht wurde. Ein neues Album von einer der großen Bands war ein kulturell bedeutsames Ereignis, das auch inhaltlich bis ins letzte Detail analysiert wurde.
The Soft Rock Café ist der Name für einen virtuellen Ort, der diesem Diskurs eine neue Heimat geben soll. Eine Seite, auf der das Album als künstlerisches Werk ernstgenommen wird und dennoch für die meisten Alltagssituationen die passende Musik gefunden werden kann. Wenn wir für ein paar Menschen die nötige Vorarbeit leisten, um diesen erheblichen Teil unserer eigenen Lebensqualität frei zugänglich zu machen, hat sich der Aufwand mit dem Blog schon gelohnt. Die akribische Suche nach den besonderen Platten im Wust der wöchentlichen Neuveröffentlichungen erledigen wir sowieso seit Jahren freiwillig und mit dem größten Vergnügen.