The Deslondes – The Deslondes (2015)

Als The Deslondes 2015 ihr erstes Album veröffentlichten, hatten die Mitglieder sowohl musikalisch als auch menschlich schon einiges erlebt. Das Ergebnis sind handwerklich beeindruckende Songs zwischen Country und Soul, die aus dem tiefsten Inneren der Musiker und des ländlichen Amerikas kommen.

Deslondes.jpg

VÖ: 9.6.2015 auf New West
Klingt fast ein bisschen wie: Hank Williams, The Gourds, Huey Smith
Passt gut zu: Lampions, Grillparty, Bourbon

New Orleans ist nicht gerade als Country-Mekka bekannt. Solche Verallgemeinerungen sind aber immer mit Vorsicht zu genießen, denn erstens haben Leute wie Huey „Piano“ Smith in der Stadt schon immer „weiße“ und „schwarze“ Musik vermischt. Und zweitens soll es ja auch Dönerläden geben, die eine ganz anständige Pizza machen. In der heruntergekommenen Deslonde Street haben sich jedenfalls ein paar echte Nerds zusammengefunden, die bislang mit soliden, aber weitgehend erfolglosen Projekten wie The Tumbleweeds ihre Lehrjahre verbracht haben. Dabei haben sie offensichtlich alle wahnsinnig viel Musik gehört und gemacht, denn ihr Debüt in der neuen Konstellation klingt, als hätten sich die fünf seit den 50ern als Straßenmusikanten durchgeschlagen und dabei nicht nur ganz viel Staub gefressen und Scheiße erlebt, sondern auch alle Spielweisen zwischen Roots Soul und Nashville Country von der Pike auf gelernt, umgerührt und in einen unverkennbar eigenen Bandsound gegossen. Ein Album wie eine enzyklopädische Abhandlung über die unendlichen Weiten der Musik des ländlichen Amerikas, über alle vermeintlichen ethnischen oder stilistischen Barrieren hinweg.

Das zweite Album „Hurry Home“ erscheint am 23.6.2017 auf New West!

Werbung

Nedelle Torrisi – Advice from Paradise (2015)

Nedelle

VÖ: 17.2.2015 auf Drag City
Klingt fast ein bisschen wie: Carole King, Stevie Nicks, Kate Bush
Passt gut zu: Morgenstunden, Sonnenstrahlen, frischer Bettwäsche

So rätselhaft dieses ätherische Album klingt, so ominös ist auch sein Zustandekommen. In kürzester Zeit mit Ariel Pinks Gitarristen Kenny Gilmore aufgenommen, verschimmelte es mehrere Jahre auf Nedelles Laptop, der dann auch noch in Russland verschwand und erst nach einer monatelangen Odysee wieder auftauchte. Ein Glück, denn es ist wohl ihr bestes Album bisher, eines der interessantesten Alben des Jahres 2015 und auch ein bescheidener Verkaufserfolg blieb nicht aus. Es ist geprägt von einer intimen, fast kuscheligen Grundstimmung, die von Nedelles halb geflüsterten Songperlen und der tiefenentspannten, extrem abwechslungsreichen Produktion getragen wird. So wie die Songs schwebt auch der Zuhörer schwerelos dahin, während vertraut klingende Popstrukturen aus den 70ern so natürlich mit entspannt pulsierenden elektronischen Beats von heute verschmelzen, als hätten sie schon immer zusammengehört. Ein fantastisches Album zum Zuhören und Träumen, dass auch nach zwei Jahren und hunderten von Durchläufen jedes mal neue Reize offenbart.