Paradise of Bachelors / 28.6.2019
Ist das ein wohlklingendes Bandrauschen oder ein Arpeggio auf der Gitarre? Alles klar, da kommt auch schon der volle Akkord und nimmt uns wie ein Sportboot mit in die Siebziger, zu den Dreharbeiten eines sepiafarbenen Softpornos an der Copacabana. Doch Halt, am abendlichen Horizont zieht ein Gewitter auf und der Anker wird heruntergelassen in ein bizarres Korallenriff aus Melancholie.
So oder so ähnlich läuft der ganz normale Wahnsinn in einem Song von Mega Bog ab, jedenfalls in der langen Orientierungsphase vor dem großen Aha-Effekt. Andere Bands belassen es bei einem kurzen Intro, bevor sie zur Sache kommen. Die Truppe um Songwriterin Erin Elizabeth Birgy hat da ganz andere Prioritäten: Hier ist das Vorspiel die Hauptsache. Kaum hat der Song eine vermeintlich greifbare Form angenommen, zerfließt der Refrain schon wieder in seine Einzelteile und versickert in einem langgezogenen Outro.
Musik wie diese entzieht sich nicht nur dem linearen Zuhören, sondern auch der industriellen Verwertungslogik des Marktes. Doch im Umkehrschluss bedeutet das auch, das solche Platten selbst nach Monaten der Heavy Rotation keinen Millimeter von ihrem Reiz einbüßen. Mega Bog ist der delikate Gegenentwurf zum überdreht grellen Post-Pop im Zeitalter des Loudness Wars und damit die quintessentielle Band für Prêt à écouter. Aufmerksames Zuhören ist unbedingt notwendig, wird aber auch mit einem fürstlichen Hörvergnügen belohnt.