Maifeld Derby 2018: 5 Highlights, die noch richtig underground sind

Das Maifeld Derby steht kurz bevor und die Headliner sind wohlbekannt. Aber was machen wir am Samstagnachmittag oder wenn es vor den großen Bühnen so voll wird, dass man einfach mal eine Pause vom Trubel braucht? Hier gibt es den ultimativen Guide zu den diesjährigen Geheimtipps des beliebten Festivals in Mannheim!

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Foto: Bal

Wer die Headliner und die angesagtesten Bands des Jahres sind, kann jeder auf dem Plakat ablesen. Festivals wie das Maifeld Derby leben aber auch von den Neuentdeckungen, den Außenseitern und Local Heros, die sich abseits der Rush Hour einen Wolf spielen. Es gibt nicht wenige Musikfreaks, die ihre besten Erlebnisse am frühen Nachmittag oder auf einer kleinen Bühne haben. Und das bei Konzerten von Bands, deren Namen sie zuvor niemals gehört hatten. Als kleine Motivationshilfe gibt es hier dieses Jahr deshalb die Best of never heard before: Für alle, die mehr wollen als nur ein paar Lieblingsbands an einem Wochenende zu sehen und dazwischen am Bierstand herumzulungern. Denn das reicht nicht, um in ein paar Jahren den Max zu machen und zu behaupten, dass man den Grammy-Gewinner schon damals auf dem Maifeld gesehen hat!

1. GREAT NEWS (Norwegen)

Außer Öl und Lachs kam schon lange nichts mehr mit Substanz aus Norwegen. Mit Great News ändert sich das, denn die Jungs aus Bergen klingen wie eine Kreuzung aus The War on Drugs und den Simple Minds. Gleichzeitig mit der coolsten und der uncoolsten Bands aller Zeiten verglichen werden, ist alleine schon eine große Leistung. Noch geiler ist höchstens, dass Synthie-Bombast und treibender Panorama-Rock sich hier durchaus erfolgreich paaren und emotional für multiple Höhepunkte sorgen. Spätestens mit diesem Konzert sollte man also am Freitagabend das Wochenende einläuten!

Wann kommt der Durchbruch: Genau jetzt. Nein, jetzt. Oder doch erst jetzt.
Slot: Fackelbühne / Freitag, 18:40-19:20



2. FENNE LILY (England)

Introvertierte Klänge kommen im Festivalkontext leider oft zu kurz. Im Zweifelsfall passt die Band mit den lauten Gitarren und dem geilen Schlagzeuger nun mal einfach besser zum Alkoholpegel. Deshalb wird es auch bei Fenne Lily weiter oben auf der Tribüne ein reges Kommen und Gehen geben, das die aufmerksam lauschenden Musikliebhaber zur Weißglut treiben wird. „Lass ma hinsetzen“ sagt da jemand und bekommt ein müdes „Nee, da penn ich ein“ zur Antwort, dann wird noch ein bisschen diskutiert, nur um letzten Endes doch wieder Richtung Mainstage bzw Bierstand zu verschwinden. Tipp: Einfach mal vorne hinsetzen, Fresse halten und zuhören!

Wann kommt der Durchbruch: Auf Spotify schon eingetütet
Slot: Parcours D’Amour / Freitag, 20:55 – 21:45


FIBEL (Mannheim)

Wer bei diesem Song nicht anfängt zu tanzen, hat weder Herz noch Beine. Und wer bei dieser Stimme und dem euphorisierenden Vortrag nicht an die glorreichen Zeiten von Maxïmo Park denkt, hat Paradeiser auf den Ohren. Aber FIBEL sind nicht nur Mannheims Antwort auf britischen Indie-Post-Punk und Wiener Schmäh, sondern vor allem eine extrem mitreißende Live-Band. Das wird ordentlich fetzen, trotz der frühen Uhrzeit!

Wann kommt der Durchbruch: Am Samstag, den 16.6.2018 um 15 Uhr
Slot: Fackelbühne / Samstag, 14:20 – 15:00


THIS IS THE KIT (England)

Wenn eine Wette läuft, welches das schönste Konzert auf dem Maifeld Derby 2018 wird, ist das hier wahrscheinlich der heißeste Tipp. Ein langer Tag in der Sommerhitze ist vorbei, der Sonnenuntergang hängt noch mit einem Zipfel am Horizont. Was gibt es dann besseres als einen Sitzplatz auf der Tribüne, ein kühles Bier und grandiose Folksongs zum Zuhören und Genießen? Danach steht dann fast zur Diskussion, ob man den Tag einfach abhakt und nach Hause radelt, um am Sonntag wieder früh fit zu sein.

Wann kommt der Durchbruch: Nach dem nächsten Album
Slot:
Parcours D’Amour / Samstag, 22:00 – 23:00


BAL (Heidelberg)

Letztes Jahr haben die vier mit ihrem psychedelischen Indie-Rock beim Brückenaward den Sit-In zum Sonnenuntergang in eine wilde Tanzfläche verwandelt. Folgerichtig dürfen sie dieses Jahr auch im gleichnamigen Zelt auf dem Maifeld Derby ran, um die verkaterte Sonntags-Crowd wieder aufzurichten. Sagen wir mal so: Wenn das jemand schaffen kann, dann die sympathischen Slacker von BAL.

Wann kommt der Durchbruch: Wahrscheinlich nie, aber das ist auch gut so
Slot: Brückenaward Zelt / Sonntag, 14:40 – 15:30

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5 Highlights, die du beim Maifeld Derby 2017 leider verpassen wirst

Wie es sich für ein Festival gehört, ist es auch beim Maifeld Derby 2017 unmöglich, alle Bands zu erleben, die man unbedingt erleben muss. Um euch die Entscheidungen noch schwerer und die Versäumnisse noch schmerzhafter zu machen, habe ich ein paar besondere Härtefälle zusammengestellt. Gern geschehen!

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TOPS fielen 2015 der Mittagssonne zum Opfer. Foto: Carina Huber / Marsmädchen

Jeder kennt das: Da hat man monatelang Line-Ups verglichen und schließlich schweren Herzens eine Niere vertickt, um genug Kohle für ein Ticket und den Rest zu haben. Und dann spielen ausgerechnet die zwei allerliebsten Lieblingsbands gleichzeitig auf den am weitesten voneinander entfernten Bühnen. Aber es gibt noch andere Gründe, die ersehnten Konzerterlebnisse zu verpassen. Vom Stau auf der Autobahn über die Schlange bei der Einlasskontrolle bis hin zur Alkoholvergiftung, deren Folgen am nächsten Tag und zu schönes oder zu schlechtes Wetter – das Repertoire ist grenzenlos. Bei Tops aus Kanada kamen 2015 so ziemlich alle Gründe zusammen, weshalb ich das Konzert auf der Fackelbühne bei strahlendem Sonnenschein um 14 Uhr gefühlt alleine genießen konnte. Und natürlich gibt es auch dieses Jahr ein paar heiße Kandidaten für den ultimativen Versäumnis-Fail:

1. Heim (D)
Freitag, 23.00 Uhr im Brückenaward-Zelt

Was verpasse ich da?
Ein paar junge Männer aus der bayrischen Provinz, die nicht nur mit ihrem Album „Palm Beach“ (Tapete Records) den deutschsprachigen Post Rock neu erfunden haben, sondern auch eine der elektrisierendsten Livebands sind, die es im Moment gibt.

Warum verpasse ich das?
Vermutlich, weil du dich mit ein paar attraktiven Personen zum parallel angesetzten Bilderbuch-Konzert im Palastzelt verabredet hast und sie vergeblich „zwischen der zweiten und der dritten Säule“ suchst.


2. Ryley Walker (USA)
Samstag, 22.10 Uhr im Parcours d’amour

Was verpasse ich da?
Stell dir vor, Van Morrison hätte kurz nach der Veröffentlichung von Astral Weeks einen Dreier mit Donovan und Nick Drake gehabt, und aus dieser Liebesnacht wäre ein gemeinsamer Sohn der drei hervorgegangen. Anders ist die Existenz von Ryley Walker nicht zu erklären.

Warum verpasse ich das?
Vielleicht bist du am Samstag um die Uhrzeit gerade so in Fahrt, dass du keine Lust hast, auf der Sitzplatztribüne des Reitstadions gemütlich zu chillen. Höchstwahrscheinlich suchst du aber immer noch nach diesem „Parcours d’Amour“ und fragst dich, ob damit vielleicht die Flirtzone vor den Dixieklos gemeint sein könnte.


3. Mitski (USA)
Sonntag, 14.00 Uhr auf der Fackelbühne

Was verpasse ich da?
Eine japanischstämmige Singer/Songwriterin aus New York, die trotz ihres zarten Alters von gerade mal 26 Jahren auf vier großartige LPs zurückblicken kann und deshalb aus einer unglaublichen Menge von immer noch aktuellem Material die besten Festivalsongs herauspicken kann.

Warum verpasse ich das?
Vermutlich ist es am Samstagabend nicht bei zehn leckeren Maurerbomben von der Weschnitztaler Braumanufaktur geblieben. Natürlich hast du auf dem Rückweg noch alte Freunde getroffen, die dich dann überredet haben, auf einen Absager in die beliebte Kneipe „Zur Wüste“ mitzukommen. Am Sonntag wachst du dann so gegen 15.00 Uhr auf und schaffst es leider nicht vor dem Schlussakkord von Spoon um 16.30 Uhr, einen halbwegs festivalkompatiblen körperlichen Zustand zu erreichen.


4. Whitney (USA)
Sonntag, 14.40 Uhr im Palastzelt

Was verpasse ich da?
Manche würden sagen: Vielleicht die beste Band des Festivals. Andere würden sagen: Nix. Auf jeden Fall verpasst du den vielleicht besten Schlagzeuger, der gleichzeitig Leadsänger seiner Band ist und so eine unglaubliche Dynamik in den folkigen bis souligen Indierock zaubert. Also vielleicht schon eher die beste Band des Festivals.

Warum verpasse ich das?
Sagen wir mal, du hast es tatsächlich geschafft, am Samstag bei fünfeinhalb Bier aufzuhören, vor drei Uhr ins Bett zu gehen und am Sonntag rechtzeitig aufzustehen und das Gelände zu erreichen. Willst du dich dann an einem strahlend schönen Nachmittag wirklich in das dunkle Palastzelt begeben? Ich nicht. Aber für Whitney mach ich’s wahrscheinlich doch.



5. Andy Shauf (CAN)

Sonntag, 19.30 Uhr im Parcours d’amour

Was verpasse ich da?
Schau dir das Video an, hör dir an was die spielen und vor allem wie. Andy und seine Freunde sind nämlich nicht nur die größten Nerds aller Zeiten, sondern spielen unfassbar ausgefuchsten Folk-Rock, der Beiläufigkeit und Perfektionismus auf ungeahnte Weise zusammenbringt.

Warum verpasse ich das?
Also dafür gibt es nun wirklich überhaupt keine ernstzunehmende Ausrede, oder musst du etwa deinen Papa zu seiner gleichzeitig auf der Fackelbühne spielenden Lieblingsband Primal Scream begleiten? Wir wollen es mal nicht hoffen…


Natürlich sind die meisten Versäumnisse vermeidbar. Alles eine Frage der Disziplin, Organisation und sorgfältigen Abwägung. Aber wollen wir auf einem Festival diszipliniert und organisiert sein oder irgendetwas sorgfältig abwägen? Nein, wir wollen uns vollsaufen, zufällig neue Bands entdecken und den ein oder anderen sozialen Moment erleben – was auch immer das im einzelnen heißen mag. Und dabei kommt zwangsläufig heraus, dass wir auch mal etwas verpassen, dass uns dann hinterher alle als heißesten Scheiß aller Zeiten unter die Nase reiben. Das ganze Leben ist nicht viel mehr als eine unendliche Aneinanderreihung von Versäumnissen, jedenfalls wenn man seinen Fokus auf die verpassten Gelegenheiten richtet.

Vielleicht werde ich mich irgendwann damit abfinden, aber dafür ist auch noch nächste Woche Zeit. Bis dahin genieße ich erst mal, wie ein Bessesener den Timetable zu studieren und die wichtigsten Bands als Termin mit Vorwarnung in mein Handy einzugeben. Noch habe ich nix verpasst!


Disclaimer: Dieser Artikel beabsichtigt nicht, Kritik an der Planung des Festivals zu führen. Überschneidungen und die Platzierung von attraktiven Bands in unattraktiven Slots sind bei einer Programmgestaltung in dieser Größenordnung unvermeidlich.