Living Hour – Softer Faces (2019)

Die Langsamkeit neu entdecken: Mit ihrem zweiten Album Softer Faces differenzieren die kanadischen Dream-Popper von Living Hour ihr extrem raumgreifendes Zusammenspiel noch weiter aus.

Erschienen am 1. März 2019 bei Kanine Records

Text: Tobias Breier

Diesmal konnten Sängerin Samantha Sarty und ihre Band im Studio auf die Hilfe der Co-Produzenten Kurt Feldman (Being Pure At Heart) und Jarvis Taveniere (Woods) zurückgreifen. Doch auch jenseits der Felder Sound Design und Arrangement stellt das zweite Album einen deutlichen Entwicklungssprung dar: Living Hour überzeugen vom ersten Song an als künstlerisch gereifte Band. Das ist zu spüren in jeder sorgfältig konstruierten Dissonanz, in der ausgeklügelten Instrumentierung, in der bisweilen sanft verwirrenden Polyrhythmik und den unglaublich dichten Texturen aus verhallten Gitarren und schwebenden Keyboards.

Ein kleiner Vorgeschmack auf Youtube:

Während die erste Hälfte des Albums verträumt vor sich hin plätschert, kommen auf der zweiten Seite auch ein paar Ecken und Kanten dazu. Mal durch strengen Minimalismus, mal durch verzerrte Sounds, mal durch fast gesprochene Gesangslinien und mal durch einen kompletten Verzicht auf rhythmische Ordnung zugunsten einer pulsierenden Dynamik. Dieses Wechselspiel ist nicht nur vielschichtig und dramaturgisch interessant, sondern hält den hypnotischen Fluss des Albums über die gesamte Spielzeit aufrecht. Verschiedene Live-Videos der Band haben in den letzten Jahren übrigens gezeigt, dass diese Liebe zum Detail nicht nur das Ergebnis akribischer Arbeit im Studio ist, sondern auf einer einzigartigen musikalischen Chemie innerhalb der Band beruht. Mit Softer Faces gelingt Living Hour ein ziemlich perfektes Zusammenwirken dieser beiden Qualitäten und damit ein Album, dass einerseits als Tonträger restlos überzeugt, andererseits aber auch geradezu nach einer Live-Performance schreit und damit richtig Lust auf die nächste Tour macht.

Das ganze Album bei Bandcamp:

Nebenan im Plattenregal:

P.A. Hülsenbeck – Garden Of Stone (2018)
Lorain – Through Frames (2018)
Olden Yolk – Olden Yolk (2018)

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